Spezial 2020

Angnes, die Reine (Keusche, Unbefleckte, Heilige), ist eine Variante von Agnes.

Das ist vermutlich Angnes‘ dritter Teil der schulischen Aufgabenstellung im Handarbeitsunterricht: ein Mustertuch mit Alphabeten, Ziffern und kleinen Beispielen von Borten. Viel Spaß muss sie im eigenen kreativen Teil gehabt haben. Kindlich verspielte und ernsthafte Motive teilen sich den unteren Bereich.

„Angnes Müller ca. 1900“ gehört zur großen Schulmustertuchsammlung meiner Freundin Margit Guerrein.

Einmalig! Brav hat die kleine Stickerin ihre Aufgabe erfüllt: einfache Borten und zwei Reihen von Alphabeten. Gerade Buchstaben und die Schreibschrift.

Aber dann? Was ist das? Welche Geschichte ist hier gemeint: ein Räuber und sieben kleine Jungen? Das Rätsel bleibt offen. Oder kennen Sie die Lösung?

„W. Zimmermann 1917“ gehört zur großen Schulmustertuchsammlung meiner Freundin Margit Guerrein.

Das Rätsel ist gelöst. Wer lange sucht, der findet. Merci, Brigitte Brandenburg!

Viele, viele schöne Farben konnte oder durfte die kleine Stickerin benutzen, um ihre schulische Aufgabe zu erstellen. Private Reste oder schulischer Bestand?

Wahrscheinlich verteilte die Lehrerin den zugeschnittenen Stoff an alle Schülerinnen. Es gab noch nicht, anders als in späteren Jahren, die vorbereiteten Stoffteile mit Webrändern. Deshalb musste die Stickerin ihre Kanten mit feinen Bändern und Stichen umsäumen.

„Pflicht“ und „Kür“ sind gleichgewichtig verteilt.

So viele Motive und so wenig Platz!

Im Jahr 1890 versuchte Anna aus Hessen möglichst allem gerecht zu werden. Der Pflicht wie auch dem Vergnügen und manches musste „getrickst“ werden. Allerliebst ist das Händchen haltende Paar – ungewöhnlich auf Schulmustertüchern.