MTAB 1845
Fertig oder unfertig? Beides!!
Mit viel Lust und Liebe hat MT (wahrscheinlich „Mette“) ihr feines Stickmustertuch mit roter Seide auf gleichmäßig gewebtem Leinen zu sticken begonnen: die Sammlung von traditionellen Motiven, die sie später für ihren eigenen Haushalt und ihre Kleidung benutzen könnte! Es gab damals ja keine Handarbeitshefte oder „freebees“, die jederzeit abrufbar waren!
Nach der Hälfte des Mustertuches „verließ“ sie die Zeit oder Liebe, und trotzdem hat sie weiter gesammelt: Viertelrosetten, Halbbäume! Bestimmt hatte sie deren Vollendung im Sinn, denn die senkrechten und vertikalen Stiche hat sie ausgeführt als „Platzhalter“ für den Beginn des nächsten Motivs. Ihr Stickmustertuch beendete sie in der unteren rechten Ecke – mit Engelmotiven – wie in vielen Mustertüchern aus den Vierlanden in dieser letzten traditionellen Periode (Engel sind in vielen Kulturen Helfer, Mittler und Boten Gottes.).
Nach 1850 taucht diese Art von Stickmustertüchern aus den Vierlanden nicht mehr auf!
Schon im 12.Jahrhundert sind niederländische Siedler in die Elbmarschen gekommen. Sie sind erwünscht, denn sie verstehen viel von Deichbau und Entwässerungstechniken. Sie sollen die feuchten Inseln urbar machen. Dafür erhalten sie ihre eigene Gerichtsbarkeit und dürfen ihre „basisdemokratische“ Kirchenverfassung mitbringen.
Zwischen 1150 und 1300 entstehen so die VIERLANDE.
Die Einwanderer bringen ihre Kultur mit.
Bis ins 19.Jahrhundert hinein ist der holländische Einfluss eindeutig zu erkennen – auch in ihren Stickmustertüchern (vgl. u.a. die „kraaienboompje“ = Krähenbäumchen in holländischen Stickmustertüchern aus dem 17. Jahrhundert mit den Lebensbaummotiven in den Stickmustertüchern aus den Vierlanden).
Dieses Stickmustertuch habe ich im Museum für Bergedorf und die Vierlande in Hamburg entdeckt, es hat die Inventarnummer 1992/45. Das Original ist 39 cm breit und 46,5 cm hoch.
Ich danke Bhooma Aravamudan für ihre Begleitung beim Auszählen. Ein Vergnügen!
Kreuze: 319 x 381
Größe: 45 x 54 cm
Stiche: Kreuzstich