BK RM 1779

Ehre sey Gott in der Höhe

Eine kleine Sensation sah ich da im Archiv des Museums für Hamburgische Geschichte: ein vielfarbiges Mustertuch aus den Vierlanden von 1779! JEDES Motiv in wunderschöner Farbkombination! Ich konnte es kaum glauben! Ein Einzelstück? Ein Einzelstück!! Bisher!

Mit elf „warmen“ Seidenfarben stickte B(ec)K(e) im Jahr 1779 das typische Alphabet im ständigen Farbwechsel, gestaltete die verschiedenen Lebensbäume, Rosetten und Rauten in ihrer Farbzusammenstellung, füllte zwei Motive mit ihren Initialen und fügte im Kranz – gehalten von zwei Engeln in feinsten Kreuzstichen – „Ehre sey Gott in der Höhe“ ein. Unzählige Vögelchen „bevölkern“ ihr Stickmustertuch oder „umschwirren“ die Motive, Turteltäubchen schnäbeln, viele Herzen, Sterne, Blüten – ein fröhliches und lebendiges Tuch, ein Tuch mit Kreativität und Freude gemacht „erzählt“ von der Liebe.

(Das Motiv des Doppeladlers im Lebensbaum  auf einigen Stickmustertüchern der Vierlande symbolisiert die Zugehörigkeit der Vierlande zu den beiden Städten Hamburg und Lübeck)

Ähnlich wie in den Niederlanden wurden in der Regel in den Vierlanden vier verschiedene Mustertücher angefertigt:
- ein „Namentuch“ (mit Alphabet, Initialen, mitunter ganzem Namen, Rauten, Rosetten, stilisierten Lebensbäumen, Blumenvasen, kleinen Mustern von Kronen, stilisierten Tieren, Engeln, Kränzen und Jahreszahl – meist in Kreuzstich),
- ein Knopflochtuch,
- Hemdzwickeltuch mit kleinen Nadelspitzen und
- ein Stopftuch.

Ich danke Frau Buggenthin, Stickmustertuchliebhaberin und Stickerin, die mit mir in einem langen wundervollen Gespräch ihr Wissen teilte. Lesen Sie mehr.